Perspektivwechsel als zentrale Strategie innerhalb des Coachingprozesses
Die Neue Hamburger Schule nutzt den mit einem Perspektivwechsel einhergehende Erkenntnisgewinn und nutzt dabei vier verschiedene Arten des Perspektivwechsels:
Einnahme der Perspektive einer anderen Person
Systemisch zu coachen heißt, dass der Coachee sein Thema „in Zusammenhängen“ betrachtet. Selten hängt nur eine einzelne, andere Person mit einem Thema zusammen. Ein Perspektivwechsel im systemischen Coaching berücksichtigt alle, aus Sicht des Coachees am Thema beteiligten Personen.
In Teilphase 2.2 „Ziel festlegen und Folgen reflektieren“ nimmt der Coachee auch die Perspektive am Thema beteiligter Personen ein und reflektiert über die Folgen für diese Personen, die mit der Erreichung seines Ziels einhergehen.
In Teilphase 3.2 „Werte des Kommunikationskontextes ermitteln“ nimmt der Coachee auch die Perspektive am Thema beteiligter Personen ein und reflektiert über die den Kommunikationskontext beeinflussenden Werte dieser Personen. Auf diese Weise gelangt er an die für seine Selbstorganisation benötigte Ressource „Werte des Kommunikationskontextes“ (Bereich sozio-kommunikative Kompetenz im Kompetenzmodell).
Einnahme der Perspektive des thematisch relevanten Kontextes
Es geht darum, den Kontext eines Themas zu identifizieren, sich mit den Anforderungen oder Bedürfnissen (Werten) des Kontextes auseinanderzusetzen und sie bei der Selbstorganisation alternativer Handlungen zu berücksichtigen.
Die Einnahme einer Kontext-Perspektive geht weit über den Perspektivwechsel mit anderen Personen hinaus. Es ist möglich, dass z.B. die Perspektive eines am Thema beteiligten betrieblichen Prozesses oder einer Maschine einzunehmen. Das geht doch gar nicht? Einem Prozess ist z.B. wichtig, dass er eingehalten wird. Einer Maschine kann wichtig sein, dass ihr Energie zugeführt und dass Sie gewartet wird.
Einnahme der Perspektive aus einer Zukunft heraus
Ob sich jemand verändert, hängt auch davon ab, wie die emotionale Notwendigkeit der Veränderung im Hinblick auf zukünftige Folgen betrachtet wird.. Es lohnt sich, sich einmal in die Zukunft hineinzuversetzen und sich zu fragen „Wie entwickeln sich die Dinge, wenn ich mich nicht verändere? – Will ich das?“
Die Einnahme einer solchen Perspektive ist kein integraler Bestandteil des Coachingprozesses. In der Auseinandersetzung mit den thematischen Zusammenhängen, entsteht der Wille zur Veränderung, der sich im Ziel manifestiert (Phase 2). Ein zusätzlicher Perspektivwechsel über die Zeit ist meist nicht notwendig.
Einnahme der Perspektive einer, auf einem Modell, einer Theorie oder einem Axiom basierenden, Feedbacksystematik
Der gesamte Prozess enthält in seinen Phase und Teilphasen zur Unterstützung der Grundanliegen von Coaching eine abstrakte, deduktive Ebene. Durch den Wechsel der Perspektive weg von der ausschließlich induktiven Betrachtung, hinein in eine Feedbacksystematik entsteht die Möglichkeit, mit einem dissoziierten, deduktiven Blick die eigene Wahrnehmung zu erweitern, Handlungsalternativen zu entwickeln und die Entscheidungsfähigkeit zu sichern.