Wenn Sie beim Coaching mitreden wollen.

Die Neue Hamburger Schule (NHS) bietet die erste Unterscheidungsmatrix für Coachingverständnisse an. Auf diese Weise entsteht nicht nur ein wenig Licht im Dschungel, es existiert auch erstmals eine nachvollziehbare Grundlage für eine Qualitätsdiskussion.
Coaching kann so ziemlich alles. Schneller, höher, weiter, dabei achtsam und emotional intelligent sich und andere führen. Voraussetzung dafür ist lediglich Eines: Möglichst viel unter dem Begriff Coaching zusammen zu fassen.
Die Zeitschrift managerseminare fragt in Ihrer Ausgabe vom Mai 2016 „Was kann Coaching?“
Es ist wohl eine eierlegende Wollmilchsau dieses Coaching. Innerhalb des Artikels wird auch die „Coaching-Forschung“ bemüht, die (so ich es richtig verstanden habe), immerhin eines belegen kann: Coaching stärkt den Willen.
Der Erdinger Coaching Kongress, über den die Zeitschrift „wirtschaft und weiterbildung“ in ihrer Maiausgabe berichtet, wird dort wie folgt beschrieben „Da der Erdinger Coaching-Kongress sich nicht auf eine Coaching-Methode oder eine psychologische Fachrichtung festlegt, hat er es leicht, mit allen Coaching-Verbänden gleichzeitig zu kooperieren“ (wirtschaft und weiterbildung, 06_2016, S. 41).
Es scheint vorteilhaft, Coaching nicht zu unterscheiden, sondern alles in den großen Coaching Topf zu werfen. Denn was würde passieren, wenn „man“ das nicht täte? Wozu würde eine differenziertere Betrachtung führen?

Zeitschriften, Magazine und Zeitungen

Print und Online Medien kämen nicht umhin, Fachwissen aufzubauen. Wer drüber schreiben will benötigt grundsätzliche Analyse- und Bewertungsstrukturen, um den Coaching Markt, Coaching selbst und die Coachs zu unterscheiden. Eine fachliche Positionierung kann jedoch Leser und Anzeigenkunden kosten.

Die Verbände

Für einen Verband wäre es der Super GAU. Die Anpassungsarbeiten, z.B. interne Prozesse, Datenbanken, Zertifizierungsverfahren sind eine reine Fleißarbeit. Weitaus schlimmer wäre die Auswirkung auf die Bestandsmitglieder. NLP Coachs müssten sich dann vielleicht gefallen lassen, auch so genannt zu werden oder sich einem therapeutischen Coachingverständnis unterordnen. Möglicherweise wird auch die Frage gestellt, warum in einem Business Coaching kein Business drin ist. Um es kurz zu machen: Sobald innerhalb einer „Vermarktungsgemeinschaft Verband“ begonnen wird, Coachingverständnisse zu unterscheiden, wird sich in der eigenen und öffentlichen Wahrnehmung ein Ranking herausbilden. Plötzlich wollen alle „systemisch“ sein. Obgleich es viele faktisch nicht sind. Zwangsläufig werden diejenigen, die die Coachs in unterschiedliche Verständnisse einteilen (auch eine Fragebogen-automatisierte Einteilung wurde von Menschen geschaffen), mit denjenigen streiten, denen diese Einteilung missfällt. Austritte wären u.a. die Folge.
Auch die Leitungsgremien müssten vielerorts neu besetzt werden. Denn „Vorstände“, die selbst nicht vermögen, Coachingverständnisse zu unterscheiden, werden einerseits nie eine dahingehende Initiative ergreifen, noch eine solche verantworten wollen. Die Positionierung des Verbandes erfolgt über den Werbeetat. (Hier kann und wird sich nichts bewegen).

Coachs und Coachausbilder

Das Coachingverständnis wäre Teil der Positionierung und Differenzierung eines Coachs und einer Coachausbildung und damit auch Teil der „Werbung“.
Doch sobald ein Coachingverständnis formuliert ist, muss sich jede Handlung daran prüfen lassen. Dazu müsste das gesamte Coachingverständnis formuliert bzw. dokumentiert sein. Überschriften allein nutzen nichts. Coachs und Ausbilder sind bewertbar sobald das Verständnis nachlesbar formuliert ist.

Die „Wissenschaft“

Aktuell scheint jeder Professor, der mit seinem Fachbereich keine Beachtung findet, auf das Pferd Coaching zu springen. BWL und Marketing, Ingenieurswissenschaften, Theologie – bunt ist die Welt der Fakultäten, die sich mit Coaching beschäftigen. Dabei hat Coaching formal eher mit Pädagogik, Psychologie und Soziologie zu tun. Auffällig auch, dass die meisten Coaching-Professoren einen wirtschaftlichen Nebenerwerb haben, der exakt zum Thema passt.
Sobald in Coachingverständnissen gedacht wird, muss eine Studie zunächst begründen, auf welchem Coachingverständnis sie beruht. Theoretisch müsste das auch heute schon im Sinne eines verantwortungsvollen wissenschaftlichen Arbeitens geschehen. In allen mir bekannten Studien ist das nicht der Fall. Das wird natürlich schwer, denn dann müsste studiert und nachgedacht werden.
Es besteht ein großes Interesse, Coaching in der Beliebigkeit zu belassen. Dieses Interesse scheint schwerer zu wiegen, als die Chance, sich zu differenzieren, zu positionieren und vor allem Erkenntnisse, Lehre und Handwerk voran zu treiben.
In der Hoffnung, diese Diskussion etwas voran zu bringen hat die Neue Hamburger Schule (NHS) eine Matrix zur Unterscheidung von Coachingverständnissen entwickelt.
Kompakt. Auf einer DinA4 Seite.

Hier geht’s zum >>> Download

Unterscheidung_Coachingverständnisse_1200

 

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