Fliegerei, Führung und Verzweiflung
Wer am Montag am Flughafen stand und nicht mehr weiter wußte, da Flüge von TUIfly und z.T. auch Air Berlin ausfielen, machte eine Begegnung mit Führung. Offiziell aufgrund von kurzfristigen Krankmeldungen fiel massiv Personal aus. Die Flieger blieben am Boden. Die Fluggäste auch.
Sehr wahrscheinlich war das auch ein Phänomen von Führung (auch von Selbst-Führung!).
Wie sehr allein die Verfügbarkeit einer Definition von Führung Probleme dieser Art vermeiden kann, ist Gegenstand dieses blog Eintrags.
Klassisch definiert ist Führung das Einwirken auf Ergebnisse. Das haben die Führungskräfte der betroffenen Linien mit einiger Sicherheit getan. Sie hatten ein bestimmtes Menschen-(Mitarbeiter) Bild und eine Idee, was zu tun ist. Und das wurde getan. Für Folgen ist ja heutzutage die Bundesregierung da. Und auch der Uli ist ja wieder dabei.
Anders kann es aussehen, wenn Führung systemisch begriffen wird. Systemisch ist nichts anderes, als ein Denken in Zusammenhängen und Folgen. Eine solche Definition lautet:
Führung ist ein Interessensausgleich zwischen:
- den Interessen des Unternehmens
- den Interessen der Mitarbeiter und Kollegen
- den eigenen Interessen.
Das „Unternehmen“ bzw. die Organisation steht stellvertretend für Wertschöpfung. Gleichzeitig ist das Unternehmen Repräsentant der Marktbedürfnisse, u.a.)
Wird diese Definition nun zur Reflexion (althochdeutsch: Nachdenken) verwandt, könnte eine Erkenntnis sein, dass:
- niemand an die Interessen der Fluggäste gedacht hat (Marketing ist die Führung vom Markt her und mit o.a. Definition sehr verwandt). Gut, dass die EU hier noch Überraschungen bereithält. Wieviel muss wohl erstattet werden? oder
- die Angestellten weder gehört noch gefragt wurden, bzw. ein Echo aus dieser Ecke billigend in Kauf genommen wurde. Oder
- jemand einfach mehr Geld oder sich profilieren wollte.
Selbstverständlich sind das an dieser Stelle alles Spekulation. Es soll nur erkennbar werde, dass allein die Verfügbarkeit einer Definition von Führung vieles hätte anders werden lassen.
Selbst wer schon mal etwas von Hersey und Blanchard gehört hat, wäre erfolgreicher. Ein Ausschnitt, wie z.B. aufgabenorientiert oder beziehungsorientiert, angewandt auf o.a. Phänomen, hätte vielleicht erkennen lassen, dass „Oben“ sehr „aufgabenorientiert“ führt und die Beziehung zu den Angestellten längst verspielt hat.
In jedem Fall ist ein Preis zu zahlen. Und auch dieser Vorgang ist systemisch: Die Angestellten sind dann „plötzlich“ krank. Fluggäste gehen dann doch zur Konkurrenz, Reisebüros haben keine Lust mehr auf diese Anbieter uvm.
Fragen Sie doch mal Ihre Führungskraft, ob sie eine Definition von Führung hat und wie diese Definition ihr Handeln beeinflusst. Keinen Mut? Dann doch lieber krankschreiben lassen.
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