In den meisten Coachings wird nichts gelernt

Der Gang zum Coach hört nicht auf. Die siebente Sitzung ohne sichtbare Veränderung. Der Coach ist mega sympathisch – die Rechnung zahlt ohnehin die Firma. Das kann daran liegen, dass einfach nichts gelernt wurde, weil der Coach nur Tools und Fragen im Repertoire hat und sich sein Coaching eher wie „trial and error“ gestaltet.

Martin Wehrle, Karriere Coach, weiß von Anfängern im Projektmanagement: „Die unerfahrene Projektleiterin wächst, wenn Sie sich in eine Erfahrene hineinversetzt; indem sie so tut, als hätte sie schon Erfahrung, sammelt sie Erfahrung.“*  Das geht einher mit einem Bündel an hypothetischen Fragen. So ist im gleichen Artikel zu lesen: „Was glaubst Du denn, was genau Du als erfahrene Projektleiterin bei Terminschwierigkeiten tätest?“

Auf diese Frage kann es als Antwort entweder „Das wüsste ich auch gerne – deswegen lasse ich mich ja coachen!“ geben oder in der Tat so etwas in der Art wie „dann haue ich mit der Faust auf den Tisch!“ (Wie meine erfahrene Kollegin) An dieser Stelle freuen sich die meisten NLP durchdrungenen Coachs und ringen ihrem Kunden ein „Commitment“ ab – „dann lassen Sie uns doch vereinbaren, dass Sie das mal machen – in der nächsten Sitzung besprechen wir das weiter.“ Auch im Sinne des dvct e.V. ist das ein erfolgreiches Coaching.

Doch leider hat der Coachee (m/w/d) weder etwas über sich, über Führung, Konflikte/Kommunikation oder Teams gelernt. Er geht mit einer vom Coach herbeigehypothetisierten Lösung zurück in sein Projekt-Team. Hier kann es jetzt passieren, dass der Coachee absolut nichts unternimmt, da er zwar kognitiv eingesehen hat „ich sollte mich da mal durchsetzen“ – emotional ist die Lösung jedoch recht unlustig. Oder geht es vielleicht so? Indem die Projektleiterin so tut, als würde ihr es persönlich Spaß machen, wird es ihr auch Spaß machen. Da muss Herr Wehrle wohl tief in seine „Coaching-Schatzkiste“ greifen.

* managerseminare, Heft 274, Januar 21, S.51 Titel: Kompetenz herbeifragen

2 Kommentare
  1. Reinhard Kotter
    Reinhard Kotter sagte:

    In den meisten Coachings wird nichts gelernt!
    Das ist schlicht eine unspezifische, gerneralisierende Behauptung, die sich so nicht evaluieren lässt. Lernen lässt sich ja selbst aus einem gänzlich mißlungenen Coaching. Vielleicht überlege ich ja dann, nach welchen Kriterien ich den Coach aussuche und wieso ich ein nettes, aber unergiebiges Coaching nicht einfach abbreche…etc. Aber darauf wollte ich gar nicht hinaus.
    Ich vermute mal, das ein Coach der vorwiegend mit „trial and error“, wenigen Tools oder simplen zirkulären Fragen arbeitet, sich nicht sehr lange im Markt behaupten wird. Mit Inkompetenz setzt man sich nicht dauerhaft durch Ein Problem ist sicher, einen Coach zu finden, der das Können, die Erfahrung und die spezifische Qualifikation hat, die der Coachee jeweils braucht. Leider sind da Zertifikate aller möglichen Institute wenig aussagekräftig. Ein wenig Recherche und ein Vorgespräch in dem ich den Coach testen kann schützt meist vor Fehlbuchungen. Meine Kunden kommen schon seit langer Zeit ganz überwiegend durch persönliche Weiterempfehlung von nachhaltig zufriedenen Klienten und dafür muss handwerlich mehr geboten werden als Emathie und auf gut Glück im Nebel herum stochern.

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  2. Axel Janßen
    Axel Janßen sagte:

    Glücklicherweise habe ich „in den meisten“ Coachings geschrieben. Vielle4icht sind Sie ja eine Ausnahme?
    Nur kann ich Ihrem Kommentar leider nicht entnehmen, was denn in Ihren Coachings „gelernt“ wird.

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