Fachliche Quellen des Coachingprozesses
Mit dem Coachingprozesses steht erstmals eine Methode bereit, die den Menschen in seiner eigenen Veränderung so unterstützt, dass eine zukünftige situative Handlungskompetenz entsteht.
Der Coachingprozess selbst legitimiert sich u.a. aus folgenden fachlichen Quellen:
Kepner-Tregoe
Bereits in den 50er Jahren entwickelten Charles Kepner und Benjamin Tregoe, vor dem Hintergrund Ihrer Forschungsergebnisse zu grundsätzlichen Problemlösungsmustern des Menschen, eine Methode, um falsche Enzscheidungen zu vermeiden. Die Methode systematisiert und versachlicht den Problemlösungs- und Entscheidungsprozess. Aus diesem Grund wird die Methode auch als „rationales Management“ bezeichnet.
Die Methode integriert 4 rationale Prozesse:
- Situationsanalyse
- Problemanalyse
- Entscheidungsanalyse
- Analyse potenzieller Probleme und Alternativen
Der Coachingprozess entspricht einem Problemlösungsmuster für eine thematische Selbstorganisation und bedient sich daher in seiner Ausdifferenzierung auch bei den Erkenntnissen von Kepner und Tregoe.
Selbstorganisiertes Lernen
Unabhängig unterschiedlichster fachlicher Definitionen beinhaltet Selbstorganisiertes Lernen den Erwerb von Methoden, die den Anwender befähigen, seine Probleme selbst zu lösen. Im Ablauf ähneln diese Methoden dem Coachingprozess und damit auch der Kepner Tregoe Methode.
Im selbstorganisierten Lernen hat der Lerner die Freiheit, selbst darüber zu entscheiden,
- wo er lernt
- was er lernt
- wie er lernt
- wann und wie lange er lernt
- woraufhin er lernt (Ziel)
- mit wem er lernt
Ebenso wie im Selbstorganisierten Lernen bilden auch im Coaching die Werte „Freiheit“, „Freiwilligkeit“ den Rahmen, in dem der Lerner sein Lernen bzw. seine Veränderung selbst organisiert. Auch im Selbstorganiserten Lernen ist es eine Voraussetzung, den Lernenden so zu sehen, dass er Zugriff auf seine Ressourcen hat und sich selbst steuern kann.
Transfertheorien
Es gibt unterschiedliche Transfertheorien. Gemeinsam ist Ihnen die Erkenntnis, dass ein Transfer, d.h. eine Übertragung des Gelernten auf etwas anderes, nur dann erfolgreich ist, wenn in dem anderen durch den Lernenden selbst etwas gefunden wird, was er als ähnlich oder vergleichbar empfindet und so daran „andocken“ kann. Der Transfer von Gelerntem erfolgt über ein konstruktivistisches „Andocken“ an einen anderen Anwendungs-Kontext. Welcher Kontext als „andockbar“ durch den Lerner empfunden wird, ist nicht durch andere vorhersagbar.
Im Coaching „lernt“ der Coachee auch den Coachingprozess. Der Prozess hilft ihm, sich in seinem Coaching Thema selbst zu organisieren. Im Sinne der Transfertheorien kann der Coachee den Coachingprozess nur auf Themen übertragen und anwenden, die er selbst als ähnlich oder vergleichbar empfindet (konstruktivistischer Kontext-Transfer).
Die Transfertheorien korrespondieren mit dem Konstruktivismus und begründen, warum sich die Nachhaltigkeit der Selbstorganisation einerseits auf die Anwendung des Coachingprozesses bei vergleichbaren oder ähnlichen Themen bezieht, andererseits begründen Sie im Sinne einer Lernerfolgskontrolle des Coachingprozesses, warum im Coachingprozess zur Sicherung der Selbstorganisation die Überprüfung, ob der Coachee den Coachingprozess zukünftig auch auf selbst gewählte andere Themen übertragen kann, stattfinden muss.
Das Rubikon-Modell nach Heinz Heckhausen
Motivation, sich zu verändern bedeutet nicht automatisch, dass eine Veränderung auch tatsächlich in Angriff genommen wird. Erst wenn das Ziel zukünftiger Handlungen eine so hohe emotionale Attraktivität aufweist, dass es, sobald der erste Schritt getan ist, sprichwörtlich „kein Zurück“ mehr gibt, entsteht Volition. Ist der Rubikon überschritten, entsteht der Wille zur Umsetzung.
Jede selbst gewollte persönliche Veränderung benötigt Motivation und den Willen zur Umsetzung. Der Coachingprozess nutzt daher auch die Erkenntnisse des Rubikon-Modells, um eine selbst gewollte und nachhaltige Veränderung zu ermöglichen.