Unterschiede im Coachingverständnis

Gegenwärtig sind neben der Neuen Hamburger Schule“ am deutschen beschriebene Coachingverständnisse nur schwer identifizierbar.

Das Ziel / Absicht von Coaching

Besonders in der Beschreibung dessen, was durch Coaching erreicht sein wird, variieren die Formulierungen deutlich:

    • Coaching hilft dem Menschen dabei, seine Ziele zu erreichen
    • Coaching verschafft mehr Lebensfreude und mehr Ausstrahlung
    • Coaching dient der Verbesserung der Selbstregulation
    • Coaching dient der Steigerung der beruflichen Leistungsfähigkeit
    • uvm.

Coaching unterscheidet sich von Coaching

Wissenschaftliche Studien, Coaching-Verbände und Nachfrager stehen vor demselben Problem: Solange innerhalb des Wortes „Coaching“ nicht unterschiedliche Coachingverständnisse unterschieden werden, ist keine Weiterentwicklung der Materie möglich. Erst durch das sichtbar werden von Unterschieden ist eine Bewertung möglich. Hier bietet die Neue Hamburger Schule (NHS) eine Struktur an, die einerseits eine Grundlage zur Diskussion sein will, andererseits auch Entscheidungshilfe bei der Wahl des Coachingverständnisses ist.

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Verständnis der NEUEN HAMBURGER SCHULE

Coaching will eine nachhaltige thematische Selbstorganisation (Handlungskompetenz) des Coachee, der Gruppe oder des Teams erreichen.

Vorgehensweise

Aus der Ergebniserwartung von Coaching ergibt sich die Vorgehensweise, d.h. Die Art und Weise wie das Ergebnis erreicht werden soll. Ergebniserwartung und Vorgehensweise (Coachingprozess plus Wertorientierung des Coachs) bilden den Coachingansatz oder das Coachingverständnis ab.

Wenn dem Menschen geholfen werden soll, seine Ziele zu erreichen wird die Vorgehensweise eine andere sein, als wenn es um die Verbesserung der Selbstregulation geht. So ist es wenig verwunderlich, dass sich in vielen Coachingansätzen zeitgleich Elemente aus Training, Beratung, Supervision, NLP oder Therapie wieder finden und Coaching als Begriff seine Eigenständigkeit längst verloren hat.

Die Neue Hamburger Schule nutzt im Coaching einen in seinen Wirkungserwartungen vollständig beschriebenen und fachlich hergeleiteten Coachingprozess.

Wertorientierung

Werte bzw. das, was einem in einer Situation wichtig, von Wert oder beachtenswert ist, sind eine Orientierung für Verhalten. Orientiert sich ein Coach in seinem Verhalten nach der Neuen Hamburger Schule an dem Wert Freiheit, wird er bewusst auf jede Beeinflussung seines Coachee verzichten und z.B. keinen Ratschlag geben. Obgleich ein Ratschlag nicht befolgt werden muss, würde die Lösungsidee des Coachs das Denken des Coachee wahrscheinlich beeinflussen.

Win-Win ist sicherlich ein lobenswerter moralischer Anspruch und es wäre schön, wenn win-win Lösungen immer möglich wären. Ein Coach, der sich in seinem Verhalten an win-win orientiert, wird keine Lösungen zulassen, bei denen das nicht möglich ist.

Konstruktivismus

Die Tatsache, dass jeder Mensch „seine eigene Landkarte“ hat, wird von vielen Coachs so berücksichtigt, dass Sie nachfragen, was Ihr Coachee konkret meint, wenn er etwas sagt, um ihn besser zu verstehen und punktgenauer auf ihn eingehen zu können. Sobald diese Erkenntnisse vom Coach selbst zur Analyse und späteren Ableitung von Interventionen genutzt wird, erliegt er seinem eigenen Konstruktivismus – er interpretiert vor dem Hintergrund seiner Erfahrung.

Aus diesem Grund verzichtet die Neue Hamburger Schule auf jede Bewertung oder Analyse durch den Coach. Stattdessen bildet ein Coach ausschließlich Hypothesen und legitimiert sein Handeln aus den Werten von Coaching und den Wirkungserwartungen des Prozesses heraus.

Systemisch

Der Begriff „systemisch“ wird oft bunt gedeutet. Von so genannten Systemregeln (z.B. Orientierung an der Dauer der Unternehmenszugehörigkeit) bis hin zu Verweisen auf Systemtheorien reicht die Spannweite.

Wird ein System mittels einer Systemtheorie gedeutet, werden dazu die von der Theorie verwandten Merkmale genutzt. Der Interpretierende folgt dabei in der Regel seinem Konstruktivismus. Menschen deuten jedoch keine Systeme, sondern das, was sie selbst (systemisch: das Zusammengesetze) als zu einem Thema gehörig und in Verbindung stehend identifizieren. Die Neue Hamburger Schule versteht systemisch daher als „ein Thema in seinen Zusammenhängen zu betrachten und zu bewerten.

Systemregeln sind sicherlich ein unterhaltsames Angebot zum Nachdenken, haben aber mit „systemisch“ wenig zu tun.

Im Verständnis der Neuen Hamburger Schule kann ein Coaching kann nur systemisch sein.

Kurz gefasst:

Die Neue Hamburger Schule unterscheidet sich von anderen Coaching Verständnissen insbesondere durch …

  • … die vollständige Beschreibung des Coachingverständnisses in Theorie und Praxis (u.a. Handbuch Management Coaching)
  • … das Verständnis von Coaching als wertegedeuteten Kontext in dem mittels eines definierten Prozesses eine nachhaltige, thematische Selbstorganisation erreicht wird.
  • … einen klar definierten, in seinen Wirkungserwartungen vollständig beschriebenen Coachingprozess, der u.a. aus dem Rubikon-Modell (Heckhausen), dem Handlungslernen, den Transfertheorien und der Kepner-Tregoe-Methode hergeleitet wurde.
  • … die Möglichkeit, die Wirkungserwartung des Prozesses, der Phasen und Teilphasen durch Modelle zu unterstützen, die nicht zum Portfolio der Neuen Hamburger Schule gehören.
  • … die konsequente Berücksichtigung des Konstruktivismus, die sich darin ausdrückt, dass sich der Coachee selbst bewertet, anstatt einer Bewertung durch den Coach zu folgen.
  • … die ausschließliche Verantwortung des Coachs für die Einhaltung des Coachingprozesses und die damit verbundenen Wirkungserwartungen.
  • … Reflexionsangebote auf Abstraktionsebene statt auf Handlungsebene.
  • … Hypothesenbildung des Coachs anhand wissenschaftlich überprüfbarer Theorien, Modelle und Axiomen.
  • … ein Denken in Kontexten, das beinhaltet, dass Menschen keine Systeme deuten, sondern das, was sie selbst (systemisch: das Zusammengesetze) als zu einem Thema gehörig und in Verbindung stehend identifizieren.
  • … Definition aller fachlichen Begriffe, die im Rahmen des Coachingverständnis verwandt werden.